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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 21:24 
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Registriert: Di 1. Dez 2020, 23:55
Beiträge: 11
Hallo zusammen,
zum Einstieg hier meine kleine Biografie, was Pentax angeht:

Eine Pentax war für mich als noch recht junger Bursche in den 1970er Jahren der Einstieg in die Fotografie: Mein Vater hatte sich damals eine Spotmatic mit 1,8/55mm gekauft und kam nicht so richtig damit klar. Ich habe mir erst die Anleitung und dann das "Asahi Pentax-Buch" von Keppler geschnappt, beides regelrecht verschlungen, und fortan war ich es, der die Urlaubsdias machen durfte. Nach dem viel zu frühen Tod meines Vaters 1980 habe ich die Kamera dann endgültig übernommen und bei Freunden, die eine Dunkelkammer betrieben und ernsthafter als ich fotografierten, Blut geleckt.

Schnell kamen zum Standardobjektiv weitere hinzu, allerdings konnte ich mir die Takumare nicht leisten. Nach dem Reinfall mit einem Soligor-Tele bin ich dann auf Carl Zeiss Jena gekommen und habe mit den guten DDR-Objektiven die Spotmatic aufgerüstet. Wegen des veralteten M42-Gewindes, der fehlenden Automatik und meiner gewollten Beschränkung auf Festbrennweiten wurde ich von Canon- und Nikon-Besitzern zwar belächelt, aber ich hätte nicht tauschen mögen, denn die mechanische Qualität der Spotmatic hat mich begeistert.

Auch später mochte ich mich weder mit Zoomobjektiven noch mit Autofocus anfreunden. Trotzdem habe ich mir, als ich es mir leisten konnte, ein fettes Upgrade gegönnt - auf das K-Bajonett. Erst war es eine ME super mit 1,4/50mm. Später folgten nach und nach viele weitere schöne Festbrennweiten, unter anderem das hervorragende Ultraweitwinkel 3,5/18mm. Als Gehäuse habe ich mir dann eine LX geleistet. Damit war ich für eigentlich alles bestens gerüstet und "angekommen" - wenn dann nicht die Digitalära angebrochen wäre.

Tja, und damit nahm das Verhängnis seinen Lauf. Die von Pentax vollmundig angekündigte und erst viel, viel später realisierte Vollformat-DSLR gab es nicht. Für teures Geld habe ich viele, zugegebenermaßen immer weniger schlechte, digitale Kompaktkameras gekauft, u.a. eine Pentax EI-200. Die Auslöseverzögerung und die kurze Batteriestandzeit haben mich fast in den Wahnsinn getrieben. Im Glauben, dass die analoge Fotografie tot sei und es über kurz oder lang keine Filme mehr zu kaufen gäbe, habe ich panikartig alles analoge verkauft - immerhin ohne größeren Verlust, weil ich alles secondhand und günstig erstanden hatte. Ich bereue die Verkäufe dennoch zutiefst, zumal die Preise ja mehr als ordentlich angezogen haben.

Die Freude an der Fotografie mochte sich digital aber nicht mehr einstellen. Zu problematisch war z.B. der Druck schwarzweißer Bilder. Die Streetfotografie, aber auch das Fotografieren von Menschen auf Reisen wurde fast schon kriminalisiert. Meine Lieblingsthemen gestalteten sich wegen des verschärften Rechts am eigenen Bild und nicht zuletzt wegen dem Schindluder mit der Handyknipserei und Bilderposterei im Internet immer problematischer. Dazu kam, dass ich beruflich immer mehr Arbeitszeit am Bildschirm verbringen musste und ich nach Feierabend keine Lust mehr hatte, noch länger am Computer zu sitzen.

Folglich hatte ich schnell komplett den Spaß am Fotografieren verloren. Dabei wäre es sicher geblieben, wenn ich nicht beim Aufräumen des Kellers auf die Schwarzweißbilder aus meinem eigenen Labor gestoßen wäre. Die Kraft und Ausdrucksstärke dieser analogen Werke hat mich wieder in den Bann gezogen. Gegen alle Vernunft - ich habe eigentlich keine Zeit - richte ich mir aktuell wieder ein Fotolabor ein. Und weil ich die Mechanik und Haptik der Spotmatic und ihrer guten Takumare in so schöner Erinnerung habe, fiel meine Wahl für den Wiedereinstieg in die analoge Fotografie auf dieses uralte System.

Heute hat mir der Postbote eine Spotmatic mit SMC 1,8/55mm, 3,5/35mm und 3,5/135mm gebracht. Nostalgie pur! Was die Haptik angeht, wurde ich nicht enttäuscht. Die satt und wie am ersten Tag laufende Mechanik der Blende und der Fokussierung vermag zu begeistern. Die Kamera hat das bekannte Spiegelhängproblem, aber dem komme ich noch bei (bin nicht ganz unbedarft). Die Dunkelkammereinrichtung kommt auch langsam voran. Ich werde mir mit allem Zeit lassen und habe vor, bewusster und entschleunigt zu fotografieren.

So, dass ist jetzt viel mehr Text geworden, als geplant war. Ich freue mich auf einen regen Erfahrungsaustausch!

Christof aus Düsseldorf


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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 21:34 
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sehr sehr coole Geschichte! :2thumbs:
Kann Deine Beweggründe sehr gut nachvollziehen.
Willkommen hier und jede Menge Spaß beim Entschleunigen und bei ehrlichen Fotos.

Grüße den Rhein hinauf

_________________
Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit sich zu besinnen.
- Mark Twain
open mind for a different view and nothing else matters!



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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 21:35 
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Herzlich willkommen :wink: und immer viel Freude hier. Pentaxians sind Individualisten, wie man an dir ja auch sieht :) .

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VLG
Stephan


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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 21:40 
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Sehr schön zu lesen ... Willkommen

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VG, Arno


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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 22:05 
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Registriert: Mo 27. Feb 2012, 13:25
Beiträge: 1275
hallo Sanug!
eine für mich äußerst nachvollziehbare fotografische (auto)biografie!
du schreibst:

"Dabei wäre es sicher geblieben, wenn ich nicht beim Aufräumen des Kellers auf die Schwarzweißbilder aus meinem eigenen Labor gestoßen wäre. Die Kraft und Ausdrucksstärke dieser analogen Werke hat mich wieder in den Bann gezogen."

scanne doch mal solche fotos und stell sie hier bei den pentaxians rein! da gibt's 'ne menge leute, die sich "sowat da drüber freuen täten"!
ein herzliches willkommen aus dem nördlichen ruhrgebiet und ein schönes wochenende anne kö

puntachs

_________________
Eine Kamera ist ein für sich genommen völlig phantasieloses Gerät!


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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 22:20 
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Beiträge: 1765
Wohnort: Karben
Herzlich willkommen Sanug, die Wiederentdeckung des Films schreitet voran. Eine tolle Geschichte hast Du mit uns geteilt. Um Deine Dunkelkammer beneide ich Dich sehr. Wir freuen uns auf Deine Werke!

_________________
LG
Medve



Zuletzt geändert von Medve am Fr 4. Dez 2020, 23:57, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr 4. Dez 2020, 22:54 
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Beiträge: 2313
Wohnort: Coesfeld
Herzlich willkommen. Ich habe ebenfalls sehr lange noch analog fotografiert, allerdings nicht mit Pentax sondern Canon. Meine Kamera war die voll manuelle Canon F1, deren Produktion um 1978 eingestellt worden war. Heute steht die F1 mit einigen Objektiven in einer Vitrine in meinem Büro. AF und Automatiken habe ich erst mit dem Einstieg in die digitale Fotografie 2006 genutzt. Eine Dunkelkammer hatte ich auch, für sw und color. Die habe ich vor längerer Zeit verkauft.....und bereue es nicht. Zurück in die analoge Fotografie ist für mich keine Alternative mehr, ich geniesse die Möglichkeiten der digitalen Technik.

Spannend, wenn jemand den Weg zurück geht. Ich erwarte sehr interessiert deine Ergebnisse und Berichte aus der "Vergangenheit".

Viel Spass bei und mit uns!

_________________
Grüsse aus dem schönen Münsterland!
von
Alois Lammering

Fotografieren, weil es Spass macht
http://www.alois-lammering.de
meine usergalerie: 40456504nx51499/usergalerien-f81/usergalerie-alois-lammering-t46149.html


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BeitragVerfasst: Sa 5. Dez 2020, 00:43 
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Registriert: Mi 18. Jan 2017, 16:34
Beiträge: 689
Wohnort: Oldenburg (i. Oldb.)
Sanug hat geschrieben:
...

Heute hat mir der Postbote eine Spotmatic mit SMC 1,8/55mm, 3,5/35mm und 3,5/135mm gebracht. Nostalgie pur! Was die Haptik angeht, wurde ich nicht enttäuscht. Die satt und wie am ersten Tag laufende Mechanik der Blende und der Fokussierung vermag zu begeistern. Die Kamera hat das bekannte Spiegelhängproblem, aber dem komme ich noch bei (bin nicht ganz unbedarft)....

Vielleicht kann Dir dieses Video ein bißchen weiterhelfen: https://www.youtube.com/watch?v=IeohRhatMsE

_________________
Spiegelreflex oder gar nichts


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BeitragVerfasst: Sa 5. Dez 2020, 07:42 
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Registriert: Mo 30. Sep 2013, 15:46
Beiträge: 10180
Wohnort: Em Ländle...
Servus und so! :wink:
Willkommen bei den Pentaxians und viel Spaß am neuen alten Hobby!

_________________
Viele Grüße

Jupp





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BeitragVerfasst: Sa 5. Dez 2020, 09:08 
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Registriert: Fr 13. Mai 2016, 12:21
Beiträge: 4290
Sanug hat geschrieben:
Im Glauben, dass die analoge Fotografie tot sei und es über kurz oder lang keine Filme mehr zu kaufen gäbe, habe ich panikartig alles analoge verkauft - immerhin ohne größeren Verlust, weil ich alles secondhand und günstig erstanden hatte. Ich bereue die Verkäufe dennoch zutiefst, zumal die Preise ja mehr als ordentlich angezogen haben.

Hallo ins Rheinland,

fast hätte ich jetzt gefragt "Du hast WAS?!?!?" ... :ugly: ... Aber immerhin bereust Du was Du getan hast ... :lol:

Na gut, ich bin auch etwas Jäger und Sammler und kann nur schwer Dinge weggeben von denen ich denke, dass ich sie nochmal brauchen könnte. Zwar habe ich meine analoge SLR mitsamt Ausrüstung (keine Pentax, sondern eine Canon T-70) auch seit bald 20 Jahren nicht mehr zum Fotografieren in der Hand gehabt, aber alles liegt noch vollständig erhalten im Schrank. Nochmal "na gut", das war auch deutlich weniger als das was ich in den letzten 4 1/2 Jahren an Pentax-Zeugs angeschafft habe und passt in eine verhältnismäßig kleine Fototasche ... (Aber ich habe nie aus den Augen verloren mich mit dem alten Teil nochmal zu beschäftigen, sogar je mehr seit ich bei einer DSLR angekommen bin und damit viel besser sofort sehe was bei einem Bild herausgekommen ist - der Lerneffekt bringt mir zumindest echt was ... :ja: )

Aber jetzt wünsche ich Dir auf jeden Fall viel Spaß bei uns mit uns aus dem tiefsten Südwesten ...

_________________
Gruß Udo

Diese Nachricht wurde mit einer Taschenlampe in das offene Ende eines Glaserfaserkabels gemorst.




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